„Der Papst aus den USA ist ein totaler Kontrapunkt zu Trump“
Mülheims Stadtdechant Michael Janßen schätzt den neuen Papst Leo XIV. als mutigen Pilger ein, kraftvoll weit über die katholische Kirche hinaus.
Der Mülheimer Stadtdechanten Michael Janßen, der vor 40 Jahren zum Priester geweiht wurde, sieht im neuen Papst Leo XIV. ein Kirchenoberhaupt, das den Mächtigen ins Gewissen reden kann.
Unsere Redaktion befragte ihn unter dem Eindruck der ersten Rede des neuen Pontifex.
Was ist Ihr erster Eindruck von Papst Leo XIV.?
Wir haben einen neuen Papst, der in die Fußstapfen seines Vorgängers treten wird, ohne dessen Kopie zu sein. Er wird vieles, was Franziskus angestoßen hat, weiter vorantreiben. Das zeigt die Tatsache, dass er den synodalen Prozess explizit genannt und betont hat, dass er als Papst mit uns Christ ist und Brücken bauen will.
Was sagt Ihnen die Wahl des Papstnamens?
Als Leo XIV. knüpft der neue Papst, an den Begründer der katholischen Soziallehre, Leo XIII. an. Auch Leo XIV. versteht das Papstamt, wie sein Vorgänger Franziskus,als Auftrag, mutig für das Primat der Armen, der Flüchtlinge
und der Migranten, für den Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Der Papst aus den USA, der als Bischof in Peru und als Kardinal in der römischen Kurie gearbeitet hat, ist ein totaler Kontrapunkt zum US-Präsidenten Trump. Er hat die Lebenserfahrung, das Standing und das Charisma, um den Mächtigen mächtig ins Gewissen zu reden und damit, weit über die katholische Kirche hinaus, zur kraftvollen Stimme der Menschheit und der Menschlichkeit zu werden.
Was bedeutet die Papstwahl für die Ortskirche?
Seine erste Rede zeigt mir, dass Leo XIV. ein kommunikativer und charismatischer Papst sein wird, der sich als mutiger Pilger der christlichen Hoffnung versteht und deshalb nicht ängstlich, sondern voll Freude in die Zukunft schaut. Das kann uns auch hier als Christen vor Ort in einer schwierigen Zeit inspirieren und ermutigen.
Sein Hinweis auf den synodalen Prozess zeigt, dass wir mit unserem schon weit vorangeschrittenen Synodalen Weg Rückendeckung aus Rom bekommen. Das freut mich sehr und lässt mich auf ein Pontifikat hoffen, das Menschen inspiriert, weiter oder wieder als praktizierende Christen im Sinne Frohen Botschaft Jesu auf ihrem Lebensweg zu Pilgern der Hoffnung zu werden.